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12. November 2024

Ihre Ökobilanz (LCA) 2024: Infos und Leitfaden für Unternehmen

Im Jahr 2024 wird die Ökobilanzierung für viele Unternehmen zunehmend wichtiger – dieser Leitfaden hilft Ihnen, die gesetzlichen Anforderungen und Vorteile eines Life Cycle Assessments (LCA) zu verstehen.

GREENZERO: Bild von Laptop, Handy und zwei Tablets, die Inventory Analysis anzeigt.

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Unternehmen in der EU
müssen in Zukunft einen Nachhaltigkeitsbericht abgeben.

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Unternehmen in Deutschland
müssen in Zukunft einen Nachhaltigkeitsbericht abgeben.

Viele Unternehmen setzen sich derzeit intensiv mit den Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung und Ökobilanzierung ihrer Produkte und Prozesse (Life Cycle Assessment, kurz LCA) auseinander. Diese Entwicklung ist sowohl auf regulatorische Vorgaben der EU und regionaler Regierungen zurückzuführen als auch auf das veränderte Kaufverhalten und die gestiegenen Anforderungen mancher Kund*innengruppen nach klimaneutralen und umweltbewussten Produkten.

Ein LCA ist der umfassendste Weg, die Umweltauswirkungen eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu erfassen. Dies schließt je nach Ansatz alle Phasen ein, von der Herstellung und Verpackung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung des Produkts und der beteiligten Ressourcen.

Beim Thema LCA haben sich inzwischen Normen und standardisierte Vorgehensweisen etabliert. Wir stellen Ihnen diese vor und Sie können entscheiden, welche Vorgehensweise für Ihre Produkte oder Dienstleistung passt. 

Falls Ihre Herausforderung komplexer ist: Am Ende des Artikels stellen wir ein Beispiel vor, in dem ein Unternehmen mit einer individuellen LCA-Software von uns einen großen Mehrwert erzielt hat.

Gesetzliche Vorgaben: Für wen ist ein LCA Pflicht?

Für einige energie- und ressourcenintensive Produkte und Branchen sind LCAs bereits 2024 verpflichtend. So gilt beispielsweise für aufladbare Industrie- und Transaktionsbatterien mit internem Speicher die Pflicht zur Erstellung einer Ökobilanz. Die NFRD-Richtlinie verpflichtet bereits große kapitalmarktorientierte Unternehmen, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen zum Erstellen eines Nachhaltigkeitsbericht, zusätzlich zum üblichen Geschäftsbericht. Mit dem Energieeffizienzgesetz von 2023 wurden zudem Ziele für 2030 festgelegt, die LCAs für weitere Branchen zur Pflicht machen werden. Ab 2030 wird etwa die Ökobilanzierung von Gebäuden verpflichtend.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) löst ab 2024 die NFRD ab und verpflichtet mehr Unternehmen, über nichtfinanzielle Informationen zu berichten. Zu den nichtfinanziellen Informationen zählen ab 2024 auch Informationen zu Nachhaltigkeitsauswirkungen. Unternehmen, die unter das CSRD fallen, müssen sich mit ihrem CO2-Fußabdruck beschäftigen und diesen offenlegen. Unter das Gesetz fallen in der EU schätzungsweise 49.000 Unternehmen. 

Für viele Unternehmen und Branchen ist ein LCA derzeit noch freiwillig. Doch immer mehr Unternehmen führen Ökobilanzierungen durch und das Risiko von Wettbewerbsnachteilen steigt, wenn das Thema verschlafen wird. Auch das Umweltbundesamt unterstreicht die Vorteile einer Ökobilanzierung: 

Die Ergebnisse von Ökobilanzen (Life Cycle Assessments, LCA) können zur Prozessoptimierung für eine nachhaltige Produktion genutzt werden. Sie dienen bei der Produktbewertung als Entscheidungshilfe, zum Beispiel bei der Vergabe des Blauen Engels oder bei Fragestellungen zum Verpackungsgesetz.
Umweltbundesamt

Gründe für eine LCA Warum sollten Unternehmen ein LCA durchführen?

Eine Ökobilanz unterstützt Unternehmen dabei, ihre Umweltbilanz zu verbessern und langfristig nachhaltiger zu wirtschaften. Folgende Gründe sprechen konkret für die Durchführung einer LCA.

  1. Erfüllung gesetzlicher Vorgaben
    Die EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (NFRD) und die kommende Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichten einige Unternehmen, ihre Umweltauswirkungen offenzulegen. Eine Ökobilanz schafft die Grundlage für eine transparente und fundierte Berichterstattung.
  2. Erkennen von Optimierungspotenzialen
    LCAs helfen dabei, versteckte Umweltauswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu identifizieren. Unternehmen können dadurch Prozesse effizienter gestalten, Ressourcen einsparen und langfristig Kosten reduzieren.
  3. Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
    Kund*innen und Geschäftspartner*innen legen zunehmend Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit. Unternehmen, die ihre Produkte durch ein LCA als umweltfreundlich zertifizieren, steigern ihre Marktchancen und stärken ihr Image in einer immer größer werdenden, umweltbewussten Zielgruppe.
  4. Förderung der Innovationskraft
    Durch die Analyse der Umweltauswirkungen werden Schwachstellen im Produktdesign sichtbar, die zu Innovationen führen können. Unternehmen entwickeln dadurch neue, nachhaltigere Produkte.
  5. Langfristige Kosteneinsparungen
    Ressourcenschonung wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern senkt auch die Betriebskosten. Weniger Materialverbrauch und effizientere Prozesse führen zu langfristigen Einsparungen.
  6. Risikominimierung
    Unternehmen, die ihre Umweltauswirkungen kennen und reduzieren, minimieren Risiken im Hinblick auf zukünftige Umweltgesetze und steigende Rohstoffkosten.
  7. Unterstützung bei der Zertifizierung
    Für Umweltzertifikate wie ISO 14001 oder das EU-Ecolabel ist eine grundlegende Kenntnis der Umweltauswirkungen erforderlich. Eine Ökobilanz liefert hierfür die notwendigen Daten und unterstützt den Zertifizierungsprozess.

Es gibt also viele gute Gründe, die für ein LCA für Unternehmen sprechen. Zusammengefasst: Durch die Durchführung einer Ökobilanz machen Unternehmen einen wichtigen Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit und sichern sich gleichzeitig langfristige wirtschaftliche Vorteile.

ISO-Normen LCA nach den Standards ISO 14040/14044

Die Normen DIN EN ISO 14040 und 14044 bilden den internationalen Standard für die Durchführung von Lebenszyklusanalysen (LCA). Sie stellen sicher, dass LCAs einheitlich und nachvollziehbar durchgeführt werden, unabhängig davon, welches Produkt oder welcher Prozess untersucht wird. Diese Normen bieten Unternehmen eine verlässliche Methode zur Bewertung von Umweltauswirkungen und schaffen Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Studien. 

  1. Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens: In diesem ersten Schritt werden der Zweck der Studie und deren Umfang definiert. Es wird festgelegt, welche Produktlebensphasen (z. B. Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport, Nutzung, Entsorgung) betrachtet und welche Umweltauswirkungen analysiert werden. Je nach Anwendungsfall kann die Betrachtung von unterschiedlichen Produktlebensphasen sinnvoll sein.
  2. Sachbilanz (Life Cycle Inventory, LCI): Hier erfolgt die Datensammlung. Alle Inputs (Rohstoffe, Energie und Wasser) und Outputs (Ressourcenverbrauch, Emissionen, Abfälle) über den gesamten Lebenszyklus des Produkts werden erfasst. Diese Daten bilden die Grundlage für die weitere Analyse. 
  3. Wirkungsabschätzung (Life Cycle Impact Assessment, LCIA): Die gesammelten Daten werden in Umweltwirkungen umgerechnet. Dies umfasst die Bewertung der Auswirkungen auf verschiedene Umweltkategorien wie Klimawandel (CO2), Ozonabbau, Versauerung, oder Eutrophierung.
  4. Auswertung und Interpretation: Im letzten Schritt werden die Ergebnisse zusammengefasst, interpretiert und hinsichtlich der festgelegten Ziele bewertet. Daraus resultieren Empfehlungen für Maßnahmen zur Reduktion der negativen Umweltauswirkungen.

Die Normen DIN EN ISO 14040/14044 gewährleisten, dass alle Schritte einer LCA transparent und konsistent erfolgen. Durch die Einhaltung dieser Standards wird sichergestellt, dass die Ergebnisse wissenschaftlich fundiert und vergleichbar sind. Für alle vier Schritte kann eine LCA-Software verwendet werden.

Exkurs: Weitere Normen und Gesetze für die Messung von Umweltauswirkungen

In den kommenden Jahren werden Unternehmen zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, LCA-Normen und rechtliche Rahmenbedingungen zu erfüllen, um ihre Umweltverantwortung nachzuweisen. In diesem Exkurs erklären wir kurz weitere Standards, Normen und Gesetze, die direkt oder indirekt für Nachhaltigkeitsberichte und Lebenszyklusanalysen relevant sind oder Auswirkungen auf diese haben.

Die europäische Energieeffizienzrichtlinie beinhaltet verbindliche Maßnahmen, um die Energieeffizienz in der EU bis 2020 um 20% zu steigern. Alle EU-Länder sind verpflichtet, Energie auf allen Stufen der Energiekette effizienter zu nutzen, von der Produktion bis zum Endverbrauch. Es ist die erste verbindliche Festlegung von Energieeffizienz-Zielen der EU und die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, nationale Energieeffizienzziele festzulegen. 

Unternehmen sind demnach nicht direkt von der Energieeffizienzrichtlinie betroffen, doch die Richtlinie legt den Rahmen für die Politik fest, die geeignete Maßnahmen für das eigene Land festlegen müssen.

Kurz: Das Einhalten der Europäischen Energieeffizienzrichtlinie ist verpflichtend umzusetzen für alle Länder der EU.

Mehr Infos: Hier geht es zu den Informationen des Europäischen Parlaments.

Als notwendige Reaktion auf die Energieeffizienzrichtlinie der EU hat Deutschland 2023 das Energieeffizienzgesetz verabschiedet. Es schafft einen sektorübergreifenden Rahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und gibt Vorgaben, die bis 2030 umgesetzt werden sollen. Teil des EnEfG ist, dass Unternehmen mit großem Energieverbrauch Energie- oder Umweltmanagementsysteme einführen müssen, um den Energieverbrauch zu senken.

Kurz: Das EnEfG gibt Bund, Ländern und Unternehmen Vorgaben zur Erhöhung der Energieeffizienz. 

Weitere Infos finden Sie in der offiziellen Pressemitteilung zum Energieeffizienzgesetz.

Das CSRD-Umsetzungsgesetz setzt die Europäische CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) relativ unverändert in deutsches Recht um. Sie löst den Vorläufer, die NFRD-Gesetzgebung, ab 2024 ab und erweitert diese. Unternehmen, die unter das CSRD fallen, müssen ab 2024 über ihre Nachhaltigkeit berichten. Sie müssen sich mit ihrem CO2-Fußabdruck beschäftigen und diesen offenlegen. Mit Hilfe eines LCA können Daten für diesen Bericht erfasst werden. Unter das Gesetz fallen in der EU schätzungsweise 49.000 Unternehmen. 

Kurz: Die CSRD macht Nachhaltigkeitsberichte für manche Unternehmen zur Pflicht.

Weitere Infos zur CSRD und welche Unternehmen in den nächsten Jahren davon betroffen sind.

Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine gemeinnützige Organisation, die einen Rahmen für die transparente Berichterstattung von LCA-, GHG- und Nachhaltigkeitsdaten bietet. Die Organisation unterstützt damit Unternehmen, ihre Umweltleistungen systematisch zu dokumentieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei ist das GRI-Rahmenwerk weltweit im Einsatz und anerkannt. Sie können diesen Standard verwenden, aber natürlich ist es keine Pflicht. Die GRI-Leitlinien werden regelmäßig aktualisiert und wurden zuletzt Anfang 2023 überarbeitet.

Kurz: Ein Rahmenwerk, das bei der Erstellung der Ökobilanz helfen kann.

Mehr Infos: Eine gute Zusammenfassung finden Sie bei den Nachhaltigkeitsexperten von Sunhat.

PAS 2050 und das GHG-Protokoll sind eng miteinander verbundene Standards zur Definition und Messung von Treibhausgasemissionen. Das GHG-Protokoll dient der Ermittlung des Klimafußabdrucks von Unternehmen und wurde bereits 1990 eingeführt. Das PAS 2050 gibt es seit 2008 und wurde 2011 überarbeitet. Es ist eine Norm zur Bestimmung der CO2-Bilanz von Produkten oder Dienstleistungen. Beide Protokolle sind demnach keine reinen LCA-Protokolle. Während die Ökobilanz einen wichtigen Beitrag zum GHG-Protokoll leisten kann, umfasst sie meist deutlich mehr Umweltauswirkungen als nur Treibhausgasemissionen. 

Kurz: Hierbei handelt es sich um Standards für die Messung von Treibhausgasemissionen für Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen.

Weitere Infos: Normen zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks – Ein Vergleich von PAS 2050, GHG Protocol und ISO 14067

Der Untersuchungsrahmen: Welche Arten von LCA gibt es?

Es gibt verschiedene Ansätze für ein Lebenszyklus-Assessment, je nachdem, welchen Teil des Lebenszyklus eines Produkts oder Prozesses man betrachten möchte. Die gängigsten Methoden sind Cradle to Grave, Cradle to Cradle und Gate to Gate. Diese unterscheiden sich vor allem darin, wie umfassend die Analyse ist und welche Phasen des Lebenszyklus abgedeckt werden.

Cradle to Grave

Der Cradle to Grave-Ansatz betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Produkts von der „Wiege bis zum Grab“. Das bedeutet, dass jeder Schritt von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung analysiert wird. Diese Methode bietet einen vollständigen Überblick über die Umweltauswirkungen und zeigt, an welchen Stellen entlang des Lebenszyklus die größten Einsparpotenziale bestehen.

Cradle to Cradle

Im Gegensatz dazu geht der Cradle to Cradle-Ansatz noch einen Schritt weiter. Hier wird der gesamte Lebenszyklus ebenfalls analysiert, jedoch mit dem Ziel, das Produkt nach seiner Nutzungsphase in den Kreislauf zurückzuführen. Es geht also darum, Materialien und Ressourcen so zu gestalten, dass sie nach der Nutzung wiederverwendet oder recycelt werden können, ohne Abfall zu erzeugen. Das Konzept basiert auf einer Kreislaufwirtschaft, in der es kein „Grab“ gibt, sondern Produkte immer wieder in neue Produktionsprozesse einfließen.

Cradle to Gate

Cradle to Gate ist eine Teilbetrachtung eines Produktlebenszyklus. Hier wird der Lebenszyklus eines Produkts von der Rohstoffgewinnung („Cradle“) bis zum Zeitpunkt, an dem es das Werk verlässt („Gate“), analysiert. Die Nutzung und Entsorgung des Produkts wird dabei nicht betrachtet. Diese Methode wird eingesetzt, wenn Unternehmen nur den Produktionsprozess analysieren möchten, ohne die nachfolgenden Lebensphasen zu bewerten.

Gate to Gate

Der Gate to Gate-Ansatz beschränkt sich auf einen spezifischen Abschnitt des Lebenszyklus, nämlich auf die Prozesse innerhalb eines bestimmten Produktionsschritts oder Unternehmensbereichs. Diese Teilbetrachtung kann nützlich sein, um die Umweltauswirkungen eines einzelnen Produktionsprozesses zu analysieren, ohne den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu betrachten. Gate to Gate wird häufig dann eingesetzt, wenn Unternehmen sich auf die Optimierung einzelner Produktionsschritte fokussieren möchten.

Gate to Grave

Der Gate to Grave-Ansatz betrachtet nur die Nutzungs- und Entsorgungsphasen eines Produkts. Er beginnt also ab dem Zeitpunkt, an dem das Produkt das Werk verlässt („Gate“), und endet mit der Entsorgung („Grave“). Dieser Ansatz wird verwendet, um sich auf die Umweltauswirkungen eines Produkts nach seiner Herstellung zu konzentrieren, zum Beispiel durch die Analyse des Energieverbrauchs während der Nutzung oder der Recyclingfähigkeit am Lebensende.

Well to Wheel

Dieser Ansatz wird häufig im Energie- und Transportsektor angewendet. Well to Wheel betrachtet den gesamten Energiefluss eines Systems von der Rohstoffförderung (z. B. Ölgewinnung) bis zur Nutzung (z. B. Verbrennung im Fahrzeugmotor). Es handelt sich um eine spezialisierte Form der LCA, die vor allem bei der Bewertung von Kraftstoffen oder Energieträgern zum Einsatz kommt. Der Fokus liegt auf der Effizienz und den Umweltauswirkungen über die gesamte Energiekette hinweg.

Well to Tank

Dieser Ansatz ist ein Teil des Well to Wheel-Ansatzes und fokussiert sich auf die Umweltauswirkungen der Kraftstoffbereitstellung, von der Rohstoffförderung bis zum Moment, in dem der Kraftstoff im Fahrzeugtank ankommt. Es wird also die vorgelagerte Energieproduktion untersucht, ohne die tatsächliche Nutzung im Endprodukt zu berücksichtigen.

Jede dieser Methoden dient spezifischen Zwecken und hilft Unternehmen, verschiedene Aspekte des Lebenszyklus zu analysieren. Je nach Ziel der Untersuchung und den zu optimierenden Prozessen kann es sinnvoll sein, eine der oben genannten Varianten zu wählen oder auch mehrere Ansätze zu kombinieren.

Die Sachbilanz: Herausfordernde Datenmengen und Datenlücken

Haben Sie Ziele und Umfang der Ökobilanz festgelegt, geht es an die Sachbilanz, in der die benötigten Daten gesammelt werden. Im Laufe der Bilanzierung stößt man dabei auf mehrere Herausforderungen. Eine der größten ist die immense Menge an Daten, die erfasst und verwaltet werden müssen. Zudem kommen oft neue Messwerte hinzu, die nachträglich berücksichtigt werden müssen. Bei neuen Produkten treten häufig Datenlücken auf, da bestimmte Stoffe oder Prozessschritte in gängigen Umweltdatenbanken noch nicht vorhanden sind. 

In solchen Fällen greift man häufig auf Sekundärdaten zurück, die aus vergleichbaren Produkten oder Prozessen stammen. Auch Verbrauchsdaten, wie z. B. die Lebensdauer oder die Entsorgung eines Produkts, sind für neue Produkte oft nicht direkt verfügbar. Hier werden häufig Schätzungen, Szenarien oder mathematische Modelle verwendet, um die fehlenden Informationen zu ergänzen. 

Für die Sachbilanz kommen zwei verschiedene LCA-Methoden in Frage: ein Screening LCA, oder ein Scientific LCA.

Sachbilanz mit einer Screening LCA: Der schnelle, effiziente Weg

Die Screening-LCA ist eine vereinfachte Methode, die darauf abzielt, rasch einen ersten Überblick über die Umweltauswirkungen eines Produkts oder Prozesses zu geben. Diese Variante eignet sich besonders, wenn die Zeit knapp ist oder erste Einschätzungen zu Optimierungspotenzialen getroffen werden sollen. Dabei werden häufig sekundäre Daten oder Durchschnittswerte verwendet, anstatt auf eine umfangreiche Datensammlung zurückzugreifen. Dadurch lassen sich potenzielle Umwelt-Hotspots schnell identifizieren. 

Allerdings geht dies auf Kosten der Genauigkeit, da die Screening-LCA in erster Linie zur groben Vorabschätzung dient und die Ergebnisse nicht so präzise sind wie bei detaillierten Analysen.

Sachbilanz einer Scientific LCA: Der wissenschaftliche, genauere Ansatz

Im Gegensatz dazu bietet die Scientific-LCA eine umfassende und präzise Analyse. Hier werden möglichst genaue Primärdaten erhoben, um die Umweltauswirkungen detailliert zu bewerten. Diese Methode ist aufwändiger und zeitintensiver, da sie eine vollständige Erfassung aller relevanten Stoffe und Prozesse erfordert. Mit verschiedenen mathematischen Modellen berechnen LCA-Consultants die fehlenden Werte. Die Arbeit mit LCA-Consultants ist notwendig, um die Lücken in den Daten der Umweltdatenbanken zu schließen und trotzdem möglichst genaue Werte ermitteln zu können. 

Der Vorteil ist jedoch eine deutlich höhere Genauigkeit, was diese Methode für wissenschaftliche Untersuchungen und belastbare Aussagen unverzichtbar macht. Sie liefert fundierte Ergebnisse, die als Grundlage für strategische Entscheidungen oder zertifizierte Umweltkennzeichnungen dienen können.

Individuelle Fälle: LCA-Prozesse individuell verbessern

Die Sachbilanz ist der komplexeste Teil der LCA. Um diese zu erstellen, gibt es verschiedene LCA-Softwares, die bei der Datenerfassung und Auswertung unterstützen können. Sie haben Anbindungen an Umweltdatenbanken und können dadurch auf bestehende Datensammlungen zurückgreifen.

Je genauer die Sachbilanz sein soll und je komplexer die Produkte und Produktionsketten sind, desto schwieriger wird jedoch oft eine Sachbilanz mit bestehenden LCA-Softwares. 

Herausforderungen mit LCA-Softwares

  • Standardsoftwares können oft nicht den hochindividuellen Herausforderungen der Unternehmen gerecht werden. Sie werden auf branchenübergreifende und breite Nutzung optimiert.
  • Oft sind diese darauf ausgelegt, dass entweder hochqualifizierte LCA-Consultants oder der Kunde damit arbeiten kann, nicht beide Nutzergruppen.

Maßgeschneiderte LCA-Software

Für eine große Drogeriemarkt-Kette haben wir eine spezialisierte LCA-Software entwickelt, um die Umweltauswirkungen ihrer Produkte umfassend zu bilanzieren. 

Die Software erfasst Umweltauswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und stellt diese transparent dar. Automatisierte Prozesse verringern den Aufwand für manuelle Datenerhebungen und -auswertungen erheblich, was sowohl Zeit als auch Kosten spart. Zudem ermöglicht die benutzerfreundliche Oberfläche der Software die Integration verschiedener Akteure und Umweltdatenbanken, was die Genauigkeit und Effizienz der Ökobilanzierung weiter steigert.

Möchten Sie individuelle LCA-Prozesse in Ihrem Unternehmen verbessern?
Lassen Sie uns über Ihre Möglichkeiten sprechen. Hier finden Sie weitere Informationen zu unseren Leistungen im Bereich LCA sowie ein Kontaktformular.
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